Gesamtziel des Vorhabens ist die Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung in Gunung Kidul durch die Etablierung eines Integrierten Wasserressourcen-Managements (IWRM). Dieses berücksichtigt sowohl alle Bereiche des Wasserresourcen-Managements (von der Trinkwassergewinnung und -aufbereitung über die bauliche Infrastruktur und Wasserverteilung bis hin zur Abwasserentsorgung) als auch die sozio-ökonomischen Randbedingungen. Durch die Entwicklung und Umsetzung untereinander abgestimmter und an die regionalen Besonderheiten angepasster Technologien soll ganzjährig für die ca. 300.000 Einwohner der Projektregion eine quantitativ ausreichende und qualitativ hochwertige Wasserversorgung entsprechend der WHO-Standards sichergestellt werden, ohne dadurch künftige Generationen oder angrenzende Regionen zusätzlich zu belasten.
Hierfür müssen die unterirdischen Wasserressourcen in den Höhlensystemen der Gunung Sewu aber auch das Karstgrundwasser des Wonosari-Plateaus effektiv und mit nachhaltiger Technik erschlossen werden. In der Höhle Gua Bribin soll durch ein Sperrwerk das kontinuierlich zuströmende Wasser aufgestaut werden, um die notwendige Druckhöhe für den Betrieb von Pumpen für die Wasserförderung zu erzeugen (Variante "Sperrwerk mit Volleinstau"). Als Ergänzung zu dieser Variante wird in der Höhle Gua Seropan eine Wasserförderanlage implementiert, bei der die Energie für den Antrieb von Förderpumpen über eine Holzdruckrohrleitung erzeugt wird (Variante "Holzdruckrohrleitung"). Für die Multiplikation regenerativer Fördertechnologien in Karstgebieten werden hierdurch zukünftig zwei sich ergänzende wissenschaftlich fundierte Konzepte mit entsprechendem praktischen Erfahrungsschatz in der Bauausführung zur Verfügung stehen.
In den ländlichen Gebieten der Gunung Sewu steht neben der Erschließung weiterer unter- irdischer Wasserressourcen vor allem die Ertüchtigung bestehender Wasserverteilungssysteme im Vordergrund. Neben einem angepassten Netz- und Betriebskonzept soll auch ein Konzept zur de- zentralen Energierückgewinnung im Verteilungs- netz erarbeitet und an ausgewählten Standorten exemplarisch umgesetzt werden. Wesentliche Zielsetzung des IWRM-Verbundprojektes ist dabei die Entwicklung von an das Know-how der Betreiber (Betrieb und Wartung) und an die Bedürfnisse von Mensch und Natur angepasster Methoden (alternative Bewirtschaftungs- bzw. Bau- technologien) sowie die Bewertung der Übertragbarkeit auf andere Standorte und damit der Multiplikationsmöglichkeiten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Wasserversorgung ist die Sicherung der Wasserqualität.Dazu wird ein System für das Monitoring des Rohwassers sowie des Wassers in den Verteilungssystemen entwickelt und umgesetzt. Im Krankenhaus in Wonosari wird eine Pilotanlage zur Wasser- aufbereitung installiert, die bei Erfolg als Vorlage für weitere dezentrale Anlagen in der Region dienen soll. Des Weiteren sollen angepasste Technologien zur Trennung, Aufbereitung, Nutzung und Rückführung von Abwasser- und Abfallströmen entwickelt und umgesetzt werden. Ziel ist es, Abwasser und organische Abfälle soweit aufzubereiten, dass eine Kreislaufführung der Nährstoffe bei gleichzeitiger Schonung und Sicherung der knappen Wasserressourcen erreicht wird. Auf Grund der gravierenden Unterschiede zwischen dem ländlichen und dem städtischen Raum in der Modellregion erfordert dies räumlich differenzierte Lösungsansätze und Arbeitsschwerpunkte zur de- bis semizentralen Abwasser- und Abfallbehandlung. Neben der technischen Realisierbarkeit ist vor allem das Erreichen einer größtmöglichen Multiplikatorwirkung ein wesentliches Ziel.
Die Nachhaltigkeit der technischen Konzepte kann nur über die Akzeptanz der Zielgruppen sowie deren Beteiligung in allen Projektphasen erreicht werden. Entwurf und Realisierung der technischen Konzepte und Methoden werden deshalb in Bezug auf ihre ökologischen, ökonomischen, sozialen und institutionellen Randbedingungen durch sozio-ökonomische Analysen und Begleitmaßnahmen, wie Workshops, Sensibilisierungskampagnen und "capacity building", unterstützt.
Die Entwicklungen und deren Umsetzungen werden durch einen intensiven Wissenstransfer ("capacity building") begleitet. Das Projekt ist als "2+2 Projekt" konzipiert, d.h. aus beiden Ländern sind sowohl Wissenschafts- als auch Industrie- partner beteiligt. So werden alle genannten Auf- gabenstellungen in direkter Zusammenarbeit mit den indonesischen wissenschaftlichen und behördlichen Partnerinstitutionen und z.T. unter Einbeziehung von NGOs und der lokalen Bevölkerung umgesetzt. Eine wichtige Zielsetzung des Teilprojektes ist der Ausbau eines umfangreichen Lehr- und Ausbildungsprogramms im Bereich "Nachhaltige Wasserwirtschaft" bzw. "Energy and Natural Resources" sowie die Schulung von Betriebs- und Wartungspersonal wasserwirtschaftlicher Anlagen. Hierdurch werden die Grundlagen für die konzeptionelle und technologische Übertragung der F&E-Arbeiten auf weitere Standorte mit ähnlichen Bedarfssituationen geschaffen und eine möglichst breit gefächerte Multiplikation angestoßen.